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Langzeitverlauf der Hashimoto-Thyreoiditis
Dr.med. Bernd Lorenz - Schwerpunkpraxis Schilddrüsenheilkunde Gera
Gera, den 08.06.2015
Langzeitverlauf der Hashimoto-Thyreoiditis
im Krankengut einer thüringer Schwerpunktpraxis für Schilddrüsenheilkunde.
Retrospektive Auswertung von 100 Patientendaten über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunkrankheit der Schilddrüse mit unteschiedlicher Verlaufsform. Man unterscheidet die klassische Hashimoto-Erkrankung mit Vergrößerung des Organs (hypertrophe Form) von der schrumpfenden Variante (atrophische Frorm), die auch "Ord-Thyreoiditis" genannt wird. Folgende Grafik zeigt schematisch die verschiedenen Verlaufsformen der Autoimmunthyreoiditis aus eigener Erfahrung:
Bei der Verlaufsform mit Hashitoxikose finden sich in der Anfangszeit immer wieder kurze Phasen mit einer Überfunktion des Organs. Diese nur scheinbaren Phasen der Überfunktion kommen durch die erhebliche Zerstörung von Schilddrüsenzellen zustande (Leck-Überfunktion). Eine echte Überfunktion liegt hier aber nicht vor. Früher oder später führt die Zerstörung zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Diese Variante fanden wir bei unserer Nachuntersuchung bei 3% der Fälle, wobei zu bemerken ist, dass ja nur die wenigsten Patienten seit dem Beginn der Erkrankung in unserer Betreuung waren.
Im Krankengut unserer Schwerpunktpraxis zeigte sich die Verlaufsform mit fortschreitender Zerstörung der Schilddrüse auch nach 5 Jahren in 38% der Fälle.
Eine spontane Stabilisierung der Erkrankung (Spontanremission über mindestens 2 Jahre im Verlauf) fand sich in 61% der Fälle. Bei einem Patienten kam es zur Spontanheilung, sodass die Medikation beendet werden konnte.
Die klassische Hashimoto-Thyreoiditis mit Vergrößerung des Organs wurde nur bei 2% der Patienten festgestellt, die atrophische Variante mit zunehmender Schrumpung des Organs fand sich in in 72% der Fälle. Bei 26% blieb das Schilddrüsenvolumen im Ultraschall konstant.
Eine Operation der Schilddrüse wurde bei 2% der Patienten wegen zusätzlicher Knoten oder wegen wiederkehrender Beschwerden bei relativ großer Schilddrüse (klassische Hashimoto-Thyreoiditis), ohne Besserungstendenz nach mehreren Jahren durchgeführt. Bei all diesen Patienten war der Erfolg gut.
Bei 87% der Patienten führte die klassische Therapie mit L-Thyroxin zu einer nachhaltigen Verbesserung des Befindens. Bei 13% war die Dosisfindung erschwert. Bei diesen Patienten muss ein Typ II-Dejodase-Defekt vermutet werden.
Eine Langzeitbeobachtung der Schilddrüsenantikörper wurde bei 39% der Patienten durchgeführt. Bei nahezu allen Fällen fand sich ein Abfall der Antikörper-Titer unter Therapie mit L-Thyroxin. Bei einzelnen Patienten fand sich ein schwankender Verlauf. Die zusätzliche Gabe von Selen zum L-Thyroxin hatte auf diese Dynamik keinen wesentlichen Einfluss. Es muss vermutet werden, dass bereits die Gabe von L-Thyroxin beruhigend auf das Immunsystem wirkt. Allerdings scheint bei einigen Patienten die Gabe von Selen einen positiven Effekt auf das Allgemeinbefinden zu haben.