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Unterfunktion - Hypothyreose (speziell Hashimoto-Thyreoiditis)
Ursachen der Unterfunktion
Die häufigste Ursache einer Hypothyreose im Erwachsenenalter ist das Unvermögen der Schilddrüse, ausreichend Hormone zu bilden. Ursache hierfür kann zum Beispeil der Untergang von Schilddrüsengewebe durch chronische Entzündungen, kleiner Schilddrüsenrest bzw. vollständige Schilddrüsenentfernung nach Operation oder eine Radiojodtherapie sein. Seltene Ursachen sind eine medikamentöse Minderung der Hormonbildung oder eine Störung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyseninsuffizienz).
Durch Entwicklungsstörungen (Aplasie oder Hypoplasie) kann die Schilddrüse auch zu klein sein oder nicht ausreichend wachsen. Die Folge ist eine angeborene Unterfunktion, die sich gelegentlich erst nach der Pubertät zeigt.
In mehr als 90% der Fälle liegt aber eine Chronische Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto) vor.
Wie wird die Diagnose gestellt ?
Die Beschwerden geben dem Arzt wichtige Hinweise auf die Erkrankung. Allerdings hat jeder Patient sein persönliches Beschwerdebild und kaum ein Fall gleicht dem Anderen. Hier die häufigsten Beschwerden im Zusammenhang mit einer Unterfunktion der Schilddrüse, die aber nicht alle vorhanden sein müssen:
- Lidschwellung, Wassereinlagerung, vor allem morgens
- trockene und kühle Haut, brüchige Nägel
- Gewichtszunahme bei unveränderter Ernährung
- Verstopfung (gelegentlich auch im Wechsel mit Durchfall)
- Frieren (gelegentlich im Wechsel mit Schweißausbrüchen)
- Haarausfall (herdförmig oder diffus)
- Schwäche und allgemeine Kraftlosigkeit
- reduzierte geistige Leistungsfähigkeit, selten auch Demenz
- Depressionen, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit
- Blutdruckschwankungen
- Druck in der Brust und Luftbeschwerden
- Störung der Regelblutung, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten
- wechselnde Muskel- und Gelenkbeschwerden (manchmal abhängig von der Regelblutung)
- Nervenlähmungen, Sensibilitätsstörungen, Mißempfindungen
Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis sind die Beschwerden am Anfang sehr wechselhaft, da die Erkrankung in Schüben verläuft. Bei manchen Patienten sind anfangs auch zeitweise Überfunktionsbeschwerden wie Unruhe, Herzrasen, Nervosität und Schweißausbrüche nachweisbar.
Durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen versucht die gesunde Hirnanhangsdrüse durch die Abgabe des Schilddrüsenstimulierendne Hormons (TSH) die Schilddrüse zur Produktion von Hormonen anzuregen. Bei einer Unterfunktion ist deshalb der TSH-Wert erhöht und die Hormonwerte im Blut (fT4 und seltener fT3) erniedrigt.
Um die Ursache der Unterfunktion zu finden, werden im Blut auch Antikörper (TPO und TAK-Antikörper) bestimmt, die aber nicht immer nachweisbar sind.
Weitere Untersuchungen wie Ultraschall und Farbduplex-Ultraschall können eventuell notwenig sein.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es ?
Die von der Schilddrüse nicht mehr gebildeten Hormone müssen in Form von Tabletten regelmäßig eingenommen werden. Meist wird die Therapie mit niedrigen Dosen begonnen und bis zur sogenannten Erhaltungsdosis gesteigert. Die Erhaltungsdosis muß individuell für jeden Patienten gefunden werden. Für eine gute Behandlung ist es sehr wichtig, daß Sie die Tabletten genau nach Empfehlung Ihres Arztes einnehmen und langsam aller 2-4 Wochen steigern.
Welche Nebenwirkungen können bei der Therapie mit Schilddrüsenhormonen auftreten ?
Vor der Therapie steht immer eine sorgfälige Diagnostik. Die alleinige Feststellung eine erhöhten TSH-Wertes ist noch keine Begründung für eine Hormon-Therapie. Leider wird in Deutschland oft bei Feststellung eines krankhaften TSH-Wertes eine Behandlung begonnen. Die Behandlung ist nur begründet, wenn bei einem Patienten auch Beschwerden im Sinne einer Unterfunktion vorliegen, weil auch bei Gesunden ein erhöhter TSH-Wert möglich ist. Wichtig ist also eine Kontrolle der TSH-Wertes und bei krankhaftem Ergebnis die weiterführende Diagnostik mittels Bestimmung der freien Hormone fT3 und fT4, der Schilddrüsen-Antikörper und einer Ultraschalluntersuchung des Organs, möglichst mit Farbduplex.
Es gibt gesunde Personen mit einem TSH-Wert bis 10mIU/l, die keine Therapie benötigen! Allerdings gibt es auch einzelne Patienten mit Unterfunktionsbeschwerden und noch normalen TSH-Werten, die von einer Probe-Therapie mit L-Thyroxin profitieren!
Bei Einnahme der Tabletten nach Empfehlung Ihres Arztes sind normalerweise keine Nebenwirkungen zu erwarten, da es sich bei den verwendeten Hormon-Tabletten um Stoffe handelt, die dem körpereigenen L-Thyroxin auf das Atom gleichen.
Liegt aber eine Überdosierung vor, so können die typischen Erscheinungen einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten: Herzklopfen, Fingerzittern, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, übermäßiges Schwitzen, Gewichtsabnahme, Durchfall. In extrem seltenen Fällen entwickeln sich Nebenwirkungen auf die Beihilfsstoffe der L-Thyroxin-Tabletten. Bitte teilen Sie Ihrem Arzt die Nebenwirkungen mit, damit dieser dann die Dosis individuell anpassen kann.
Die Dosisfindung ist also häufig das Problem. Bitte ändern Sie nie selbst die Tablettendosis, da die Dosisfindung dann für den Arzt sehr schwierig wird.
Unverträglichkeiten des Wirkstoffs L-Thyroxin sind extrem selten. Gelegentlich treten aber Unverträglichkeiten gegen einzelne Arzneimittel-Hilfsstoffe auf. Hier ist die Hilfe von Experten gefragt.
Die Tablettenbehandlung ist fast immer (wie beim Diabetiker) eine lebenslange Therapie.
Setzen Sie bitte die SD-Hormone niemals ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab! Dies kann teilweise lebensbedrohliche Erscheinungen auslösen!
Zum Thema mangelnde Wirksamkeit der Therapie siehe auch Abschnitt "Medikamentöse Therapie" auf dieser Webseite.
Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserem Ratgeber "Hashimoto und Unterfunktion der Schilddrüse" von Dr. med. Bernd Lorenz siehe unten.
Wer war Hashimoto ?
Wer war der Namensgeber der Krankheit, die als häuftigste Ursache der Schilddrüsenunterfunktion in den westlichen Industrienationen gilt ?
Dr. Hakaru Hashimoto (siehe Bild oben) wurde 1881 in Japan geboren. Mit 22 Jahren begann er ein Medizinstudium an der neu gegründeten Universität in Kyushu- der Medical School of Kyushu. Nach dem Abschluss des Studiums arbeitete er in der chirurgischen Abteilung unter Leitung von Prof. Miayke. Seine bahnbrechende Veröffentlichung, die seinen Namen für alle Zeiten mit einer der häufigsten Schilddrüsenkrankheiten in Verbindung gebracht hat, erschien 1912 in einer deutschen Fachzeitschrift für Chirurgie:
"H. Hashimoto: Zur Kenntnis der lymphomatösen Veränderung der Schilddrüse (Struma lymphomatosa). Archiv für klinische Chirurgie, Berlin, 1912, 97: Seite 219-248 "
Die Schilddrüsen dieser Patienten zeigten eine diffuse Durchsetzung von Lymphozyten (weiße Blutzellen), eine Fibrose (Ersatz von Drüsenzellen durch Zellen des Bindegewebes) und sehr häufig eine Atrophie (Schrumpfung). Eine Hypertrophie (Größenzunahme des Organs) wird eher selten beobachtet.
Die Einwanderung von Lymphozyten in die Schilddrüse ist das sichtbare Phänomen der Autoimmunerkrankung: Zellen des Immunsystems durchsetzen ein körpereigenes Organ. Die Fibrose und Atrophie sind die Ursachen für die nachlassende Leistungsfähigkeit des Organs, Hormone zu produzieren, also einer Unterfunktion. Nach seiner Publikation hielt sich Hashimoto 3 Jahre in Europa auf (Göttingen, Berlin, London). Zu Beginn des ersten Weltkrieges kehrte er nach Japan zurück. Dr. Hakaru Hashimoto starb 1934 an den Folgen einer Typhuserkrankung im Alter von 53 Jahren.
Ursache dieser Krankheit ist eine Überaktivität des Immunsystems (wie bei einer Allergie), die sich gegen körpereigene Organe richtet. Es werden Immunstoffe gebildet (z.B. TPO-Antikörper oder TAK-Antikörper) die das Schilddrüsengewebe angreifen und eine zerstörende Entzündung durch Lymphozyten (Entzündungszellen des Blutes) auslösen. Die Schilddrüe schrumpft häufig (unterschiedlich schnell) und kann in seltenen Fällen auch Ersatzgewebe bilden, die sogenannten Regeneratknoten. Solche Knoten sind gelegentlich auch Grund für eine Operation, die normalerweise bei einer Schilddrüsenentzündung die Ausnahme ist. Bei einigen wenigen Patienten vergrößert sich das Organ jedoch durch überschießende Bildung von funktionslosem Bindegewebe (hypertrophe Form) und es entwickelt sich eine Struma lymphomatosa, wie sie Hashimoto 1912 beschrieb, die in einzelnen Fällen auch eine Begründing für eine Operation sein kann (insbesondere bei schwer beherschbaren Beschwerden).
Die Anlage für diese Störung des Immunsystems wir vererbt und letztlich durch äußere Faktoren ausgelöst. Solche Faktoren sind z.B. hormonelle Wechselfälle (wie Pubertät, Schwangerschaften, Klimakterium, Hormontherapien), Stress, Depressionen, virale und bakterielle Infektionen Klimawechsel, Selenmangel, Rauchen (oder andere Schadstoffe) und Konfrontation mit hohen Joddosen deutlich über 300 µg/Tag (mit einer normalen Ernährung mit Fisch und Jodsalz nehmen wir nicht mehr als 200 µg/Tag auf !)
Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserem Ratgeber "Hashimoto und Unterfunktion der Schilddrüse" von Dr. Bernd Lorenz siehe unten.
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